Haben Sie sich schon mal gefragt, wer in Ihrer unmittelbaren Umgebung ein Optimist ist? Oder können Sie spontan drei Promis benennen, die Sie als Optimisten einschätzen? Welcher Ihrer Chefs war oder ist für Sie ein Optimist? Würden Sie sich selbst als Optimist bezeichnen?
Wahrlich eine Optimistin!
Eine Freundin von mir würde ich als unerschöpfliche Optimistin
bezeichnen. Sie ist immer gut drauf, hat immer ein freundliches und zugewandtes
Wort auf den Lippen, meistens ein Lachen in ihrem Gesicht, auch wenn sie gerade
nicht im Fokus steht. Immer mit liebevoller Ansprache ihres Sohnes, auch wenn
es gerade hoch hergeht. Selbst dem größten Sturm weiß sie noch etwas Gutes
abzugewinnen und eine berufliche Niederlage begreift sie noch als Chance für
Veränderung. Wahrlich eine Optimistin!
Wozu ist Optimismus gut?
Wie macht sie das bloß und was unterscheidet sie von anderen
Menschen? Ist sie glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben? Hat sie mehr
Selbstwert als andere Frauen und spürt sie mehr Selbstwirksamkeit als
Kolleginnen in ihrer Umgebung? Und wie sind die Auswirkungen auf sie und ihre
Umgebung? Und wozu ist Optimismus gut? Was ist der Sinn von Optimismus?
Wissenschaftsmagazine wie ‚GEO‘ oder ‚Geist und Gehirn‘ haben in den letzten Jahren viele Veröffentlichungen dazu publiziert. Auch wenn längst noch nicht alles in diesem Kontext er- forscht ist, zeichnet sich eine eindeutige Tendenz ab. Die Kraft der guten Gefühle ist nachweisbar.
Optimismus und Positive Psychologie
Dabei muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass die
Optimismusforschung aktuell nicht die einzige Einflugschneise in das Thema ist.
Die Positive Psychologie ist in aller Munde. Dazu kommt die Glücks – und
Zufriedenheitsforschung und nicht zuletzt die Neurobiologie, die dazu
beiträgt, auch die Vorgänge im Gehirn mit den dazugehörigen biochemischen
Vorgängen zu erforschen. Nicht zu vergessen die Medizin, die daran
interessiert ist, wie Gesundung durch psychische Vorgänge positiv beeinflusst
werden kann. Doch was sind die Aspekte, die den Unterschied machen? Und wie
lassen sich diese Aspekte gut entwickeln
und in einen von Optimismus geprägten Führungsstil integrieren?
Selbstwirksamkeitserwartung
Unter Selbstwirksamkeitserwartung verstehen Wissenschaftler wie
Schwarzer & Jerusalem die innere Überzeugung, selbst etwas bewirken zu
können. Typische Sätze von Menschen mit dieser Überzeugung sind: „Ich
erreiche mein Ziel“, „Ich schaffe das“ oder „Ich löse das jetzt aus meinen
eigenen Fähigkeiten heraus“. Aus dieser Haltung entsteht Energie und das
Gefühl der Unabhängigkeit. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten
ist bei Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung besonders
ausgeprägt.
Woraus besteht der Stoff, aus dem der Optimismus ist?
Nach Durchsicht verschiedener Veröffentlichungen zum Thema
kristallisieren sich folgende ‚Schlüssel zum Optimismus‘ als besonders wirksam
heraus:
• Eigeninitiative
• Selbstwirksamkeitserwartung • Zufriedenheit
• Ressourcenorientierung
• Beziehungen
• Sinn
Eigeninitiative meint hierbei, dass ich aus mir selbst heraus aktiv werde, dass ich, in die Zukunft antizipierend, proaktiv handele, dass ich mit Widerstand rechne und damit umgehe und dass ich die Einstellung habe, mit meinem Handeln auch Veränderungen zu bewirken. Hier wird deutlich, dass sich in der Eigeninitiative auch Aspekte von Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeitserwartung wiederfinden.
Erleben von Selbstwirksamkeit
Die Psychologin Schütz von der TU Chemnitz fand heraus, dass es
zwischen dem Erleben von Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit einen
unmittelbaren Zusammenhang gibt. Je selbstwirksamer ich mich erlebe, desto
zufriedener bin ich mit mir und meinem Leben. Die Schere zwischen Selbst – und
Idealbild ist gering. Wir sind dann zufrieden, wenn wir unseren eigenen Weg
gehen können, wenn wir zu den getroffenen Entscheidungen stehen können.
Zufriedenheit stellt sich auch dann ein, wenn ich mit meinen Werten im Einklang
leben kann, wenn sie beruflich und privat kongruent sind.
Insoo Kim Berg und Steve de Shazer
Wer die Fähigkeit besitzt, die eigenen Ressourcen in den Fokus
seiner Aufmerksamkeit zu stellen, verfügt über eine Quelle der
Stärkenorientierung. Kim Berg und de Shazer haben auf dem Hintergrund der
Lösungs – und Ressourcenorientierung eigenständigen Therapieansatz
entwickelt. Auch Seligman hat Ende der 90er Jahre in der Stärkenorientierung
eine entschei- dende Säule für die Positive Psychologie gesehen.
Gerald Hüther
Der Wissenschaftsjournalist Bartens schreibt: „Wer sich jeden Tag missmutig ein paar Löffel kalt gepresstes Olivenöl einflößt, der wird davon keinen gesundheitlichen Nutzen haben“. Sinnvoller sei da ein Schweinebraten mit guten Freunden. Auch der Hirnforscher Hüther geht davon aus, dass ein gutes soziales Netzwerk erheblich zur Stabilisierung in schwierigen Zeiten beiträgt. Dabei wirken vor allem direkte Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse. Sie sind dem Optimismus förderlich und tragen durch die Zugehörigkeitserfahrungen deutlich zu einem stabilen Selbstwert bei.
Viktor Frankl
Frankl schrieb 1946: „Sinn ist der eigentliche und tiefste Beweggrund eines Menschen, zu handeln“ und dabei geht es nicht vordergründig um Zufrie- denheit oder Glück, sondern vielmehr um Sinnverwirklichung. Menschen, die sich über ihre tiefsten Beweggründe, über ihren Sinn im Klaren sind, erleben sich wiederum als eigeninitiativ, selbst- wirksam und zufrieden.
Wie lassen sich die beschriebenen Faktoren in einen von Optimismus geprägten Führungsstil übertragen? Eine aktuelle Studie zu ‚Eigenverantwortung, Selbstwirksamkeit und Freiwilliges Arbeitsengagement‘ [ausführlich in Wirtschaftspsychologie 01/2012] unter der Leitung von Professor Bierhoff an der Ruhr – Universität Bochum, zeigt, dass es wichtig ist, die Mitarbeitenden in dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu bestärken. Die Folge dieser Bestärkung ist mehr Engagement bei der Arbeit. Dieses freiwillige Arbeitsengagement wiederum ist „für das Wohlbefinden der engagierten Mitarbeiter selbst förderlich“, schreiben die Autoren. Hier zeigt sich der direkte Zusammenhang mit dem oben beschriebenen Zufriedenheitsfaktor, Ressourcenorientierung, Beziehungen und Sinn zu entwickeln?
Eigenverantwortung und Partizipation
Ein Klima der Eigenverantwortung und Partizipation, ein Einsatz gemäß individueller Stärken und Talente, vermeidet Demotivation und fördert Freude durch Sinn. Sind Sie als Führungskraft in der Lage, eigene Stärken und die Ihrer Mitarbeiter in den Blick zu nehmen? Sind Sie fokussiert auf Lösungen oder Probleme? Fällt es Ihnen leichter, Fehler zu identifizieren und Ihre Aufmerksamkeit auf Mängel zu lenken als auf eine Balance zwischen der Würdigung des Erreichten und dem Drang nach Verbesserung? Und sind Sie fähig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass Sie, Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen Teile eines größeren Ganzen sind und somit jeder Arbeitsschritt eine Bedeutung für den Gesamtprozess hat? Oder setzen Sie nur die rosarote Brille auf und gehören zu den übersteigerten Optimisten, die sich jeden Tag zu viel auf ihre Zieleliste schreiben und abends dann doch die eigene Selbstüberschätzung und Selbstverliebtheit nicht wahrhaben wollen?
Was sind Ihre Fragen…
Und? Zu welchem Schluss kommen Sie, ganz für sich? Sind Sie ein optimistischer Mensch, eine optimistische Führungsperson? Haben Sie Freude an Führung? Sind Sie bereit, ein Führungskonzept geprägt von Eigeninitiative, Selbstwirksamkeit, Zufriedenheit, Ressourcenorientierung, Beziehungen und Sinn zu entwickeln?
– Ein Zwiegespräch mit den Vielfältigkeiten in mir –
Im folgenden Beitrag versuche ich den emotionalen Corona – Vielfältigkeiten in mir nachzuspüren. Er ist gleichsam als eine Suchbewegung zu verstehen, und als Ausdrucksform einen eigenen Umgang mit der Situation zu finden. Im besten Fall kann er vielleicht dem einen oder anderen Lesenden Denkimpulse für die eigene Aufmerksamkeitsfokussierung geben.
Heute ist Deutschland oder soll ich besser sagen die Welt, schon mehr als drei Wochen heruntergefahren. Stillstand. Kaum emotional zu fassen.
Mir kommt es vor, als ob ein bleierner Schleier der Ungewissheit über uns liegt, über mir liegt. Und damit meine ich eben ein Gefühl das für mich nicht richtig zu erfühlen ist. Wie auch? Habe ich ein solches Gefühl schon einmal gefühlt? Wohl eher nein. Unsichtbar und doch sichtbar omnipräsent dieses Virus und all die damit verbundenen kleine und großen Auswirkungen.
Im Landkreis Marburg – Biedenkopf
Da erscheint es fast paradox, dass in unserem Landkreis – Stand 8. April 2020 – 163 Menschen mit dem Corona Virus infiziert sind. Das sind natürlich 163 Menschen zu viel. Doch im Verhältnis zu knapp 250.000 Einwohner verschwindend gering. Hier der Link zu den Coronazahlen in Hessen.
Hygieneregel- und Abstandshalteprofis
Die Menschen um mich herum halten Abstand, noch unsicher darüber wie weit die Entfernung genau sein muss und immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sozial unklar ist, wie gelingt es den Abstand einzuhalten. Zum Beispiel nachmittags beim Spazierengehen – was jetzt alle machen so häufig wie bisher wahrscheinlich noch nie – auf einem schmalen Waldweg, wo die Übung fehlt. Doch von Mal zu Mal geht es besser und manchmal gehen wir einfach zwei Schritte vom Weg ab, damit die zwei Meter eingehalten werden können. Und auch das immer wiederkehrende Händewaschen – die Länge durch das innerlich gesprochene Vater Unser garantiert – wird jeden Tag mehr und mehr zur Routine. Da wird in kurzer Zeit eine ganze Gesellschaft zu Hygieneregel und zu Abstandhalteprofis. Doch diese Aspekte liegen eher auf der Ebene von Verhaltensweisen und sind damit plastisch, lernbar, einübbar und dazu noch verbunden mit dem Schutzaspekt von anderen und sich selbst in Anbetracht der Lebensbedrohung. Da sind wir vielleicht sogar fast froh etwas Konkretes tun zu können. Es wirkt wie ein Anker, an dem ich mich festhalten kann.
Wer weiß wirklich was richtig ist?
Kein Wunder das wir auf der Suche nach Halt, Orientierung und Verstehen sind. Überschlagen sich doch alle Formen der Berichterstattung mit immer neuesten Hinweisen und Erkenntnissen. Teilweise täglich sich verändernd und sogar divergierend. Wer soll da noch klarkommen? Wer soll da noch wissen wo’s lang geht? Selbst die Experten sind unterschiedlicher Meinung. Wer weiß es wirklich richtig? Und wer kann all die getroffenen Maßnahmen in ihrer Komplexität wirklich und seriös vorhersehen bzw. die Folgewirkungen einschätzen. Und was ist in dieser globalen vernetzten in permanenter Wechselwirkung stehenden Welt überhaupt vorhersehbar? Vieles wird bzw. ist zudem noch vollkommen irrational, denken wir nur im Kleinen an die Klopapier- und Hefehamsterkäufe.
Sehnsucht nach Halt
Und ist dabei unsere Sehnsucht nach den starken Männer und Frauen, nach tatkräftigen Entscheidern nicht verständlich. Sind wir nicht froh darüber, dass es jetzt Menschen gibt die uns sagen wo es lang geht und die wir dann auch bereitwillig mit allem ausstatten, was an Macht notwendig ist, um handeln zu können.
Und gleichzeitig meldet sich unsere innere Stimme der Selbstbestimmung verbunden mit dem unbändigen Wunsch nach Individualität und Autonomie. Sie rebelliert – im Moment noch gleichsam leise – doch schon in Erwartung vielleicht lauter und deutlicher zu werden.
Ambivalenzen, sogar Multivalenzen bestimmen gerade unseren Alltag wahrscheinlich mehr denn je, zumindest kommt es mir so vor. Und ich weiß tatsächlich nur eins ganz sicher: Das eben nichts sicher ist.
Und da ist er wieder der bleierne Schleier. Unsichtbar, nicht begreifbar, zu komplex eben.
Eine ganz neue Erfahrung
Wahrscheinlich verstärkt sich diese Gefühlslage in mir und uns noch dadurch, dass meine Generation (ich werde 58) und auch die Generation unserer Kinder solch eine Verunsicherung, solch eine Krise bisher noch nicht erlebt hat. Es ging immer nur bergauf. Bisher erschien alles machbar, hat es immer einen Weg für Lösungen gegeben. Und wenn es mal keine Lösung gab, da war das Geschehen weit weg von uns, in Syrien oder an der türkischen – griechischen Grenze. Doch jetzt ist es ganz nah und wir könnten jeden Tag selbst betroffen sein oder wir kennen vielleicht schon jemanden der infiziert war.
Deshalb machen wir gerade eine ganz neue Erfahrung, versuchen uns mit unseren Gefühlen darauf einzustimmen, uns einzufühlen und Umgänge damit zu finden. Mir begegnen sowohl bei mir selbst, als auch im Austausch mit Freund:innen und Kolleg:innen unterschiedliche Gefühlsfacetten, die sich auf einer Skala von „eher depressiv verstimmt“, über „traurig und betroffen“ bis hinzu „die positiven Chancen sehen und ergreifen“, erstrecken. Unsere Gefühlslage ist eben wie in einer Krise ständig wechselnd. Der Wechsel oft ausgelöst nur durch eine kleine fast unbedeutende Abweichung. Durch die Dünnhäutigkeit, durch die Angespanntheit reicht manchmal schon ein Blick oder wieder eine eher verunsichernde Nachricht aus den Medien und schon beginnt die Achterbahnfahrt von vorne, fast unwillkürlich.
Welchen Aufmerksamkeitsfocus will ich wählen?
Vielleicht ist etwas deutlicher geworden, dass was wir gerade möglicherweise als Krise erleben, nicht alleine ein Ergebnis von Außenreizen ist, sondern vor allem auch das Resultat eines ebenfalls selbsterzeugten inneren Prozesses, eben ein Zwiegespräch mit den inneren Vielfältigkeiten. Insofern kann es sinnvoll sein, sich eben nicht auf die schwer veränderbaren Außenfaktoren zu fokussieren, sondern auf die „Eigenproduktion“ des Krisenerlebens, um so die eigenen Lösungskompetenzen zu aktivieren.
Beschreibung und Benennung des Phänomens
Dabei beginnt diese meine Fokussierung an der Beschreibung und Benennung des Phänomens:
Ein bleierner Schleier der Ungewissheit verbunden mit einer Vielzahl diffuser und ambivalenter bis multivalenter Gefühle. Nicht gerade hilfreich.
Doch die schreibende Exploration eröffnet in mir einen inneren Wiederbelebungsprozess meiner Gestaltungsfähigkeit – Verflüchtigungsschreiben. Ich eröffne mir sozusagen einen differenzierten Blick auf die Anteile in mir. So kann ich eben auch in meiner Fokussierung die positiven Aspekte wahrnehmen.
Z.B. das unsere erwachsenden, studierenden Kinder schon seit vier Wochen bei uns sind und wir gemeinsam intensiv Familie leben. Da ergeben sich viele vitalisierende Resonanzerlebnisse und intensive Begegnungen. Wir durchleben gemeinsam diese Zeit und profitieren wechselseitig von unseren Strategien mit den Herausforderungen umzugehen. Und ich bekomme Rückmeldungen, wenn ich mal wieder dünnhäutiger und damit ungehaltener daher komme.
Hoffnung geben, Ziele setzen und Bedürfnisse beachten
So geben wir uns gegenseitig Hoffnung, eröffnen uns wechselseitig neue Perspektiven auf die Entwicklungen zu schauen bzw. darauf zu reagieren. Und jetzt wo wir Eltern Urlaub haben nehmen wir uns mit den Kindern kleine Ziele vor und etablieren dazu Rituale. Z.B. der tägliche gemeinsame Spaziergang oder das wir gemeinsam innen und außen an unserem Haus Einrichtung neu gestalten. Wir schaffen etwas gemeinsam von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Umsetzung. Ein schöner Prozess, der dazu auch noch die Selbstwirksamkeitsbedürfnisse in uns aufgreift und ihnen Nahrung gibt.
Die Balance zwischen den jeweiligen Resonanz- bzw. Rückzugsbedürfnissen gelingt uns gut, getragen durch die Haltung gemeinsam den Fokus verändern zu wollen. Wir fragen uns häufiger: Welche Chancen sind für uns durch diese Krise entstanden. Coronachancenzeit und eben nicht Coronakrisenzeit.
Solidarität als Loyalitätsleistung
Und was ich ganz unabhängig von unserem kleinen Mikrokosmos Familien wahrnehme, ist das sich unendlich viele gesellschaftliche Loyalitätsleistungen von Menschen etablieren, ohne das es dazu eine Aufforderung oder einen Appell bedarf. So engagieren sich z.B. Marburger auf vielfältige Weise. Es wurde eine Internetseite www.marburg-liebe.de vom Stadtmarketing Marburg e.V. ins Leben gerufen. Dort können Menschen Gutscheine kaufen, um sie einzulösen, wenn die Geschäfte wieder geöffnet sind. Weit über 100000,00 € sind schon zusammengekommen. Und so gibt es bundesweit vielfältige Initiativen, Ideen und Unterstützungsleistungen. Ein Solidaritätsruck geht durch unsere Gesellschaft, ähnlich wie damals bei den Überschwemmungen im Osten.
So wünsche ich uns allen, dass sich durch die gestalterische Kompetenz mit der eigenen Aufmerksamkeitsfokussierung spielerisch umzugehen, neue Perspektiven eröffnen, die wir hoffentlich auch mit in die Neue Welt nehmen.
Zwei Zitate zum Nachsinnen:
„Es ist wie es ist“ (Eckardt Holle)
„Kein Mensch ist unveränderlich noch ist er eins, sondern wir werden zur Vielfalt geboren. Eins ist nur die trügerische Gestalt und gemeinsam nur die äußere Prägung, in der der Stoff sich immer neu umtreibt und wieder entschlüpft. … Ein jeder von uns kann wegen der tausenderlei durch die Leidenschaften entstehenden Vielfältigkeiten als gemischter Menschenhaufen, wie er bei Festen zusammenkommt, betrachtet werden.“ (Plutarch, griechischer Schriftstelle 45-125 n.Chr.)
Wie Menschen aktuell mit der Corona Krise umgehen, hat auch etwas mit Ihrer Persönlichkeit zu tun. Die Reaktionen werden stark von dem Erlernten und den “vererbten” Anlagen geprägt. Bin ich vielleicht besonders gewissenhaft, werde ich mir sehr strinkt an die Vorschriften im Umgang mit dem Virus halten bzw. vielleicht sogar nach weiterführende Maßnahmen ergreifen. Doch was ist Persönlichkeit eigentlich genau?
Definition Persönlichkeit
Als Persönlichkeit werden nach der allgemein verbindlichen Definition alle prägenden Eigenschaften eines Menschen bezeichnet.
Oder anders ausgedrückt sind mein Erleben, Fühlen und Verhalten maßgeblich von der Gesamtheit aller Merkmaler meiner Persönlichkeit geprägt. Dazu gehören meine Charaktereigenschaften, meine Motive und meine Kompetenzen.
LINC Personality Profiler
Das LINC Institute in Lüneburg hat auch als Reaktion auf die Corona Krise für ihr Zertifizierungsseminar ein Onlineformat entwickelt, um weiter Personlity Profiler qualifizieren zu können. Meine Tochter und ich konnte vom am 15. + 16.04. 2020 daran teilnehmen. Schon ein wenig vorweggenommen: Für uns war es ein tolles Seminar, in dem wir viel über das Big Five Modell in Verbindung mit der Anwendung des Personality Profilers gelernt haben.
Was ist das Big Five Modell genau?
Ab ca. der 1930 er Jahre wurde das Big Five Modell immer weiter entwickelt. Inzwischen gibt es seit ca. 20 Jahre eine wissenschaftliche Anerkennung und weit über 3000 Forschungen weltweit, auch über Länder- und Kulturgrenzen hinweg. Wir sprechen also von einem Persönlichkeitsmodell, das international als Grundlage der Persönlichkeitsforschung dient. Im Ursprungsmodell wurden für Faktoren der Persönlichkeit aus weit über 20000 Persönlichkeitsbeschreibungen abgeleitet.
Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit)
Das LINC Institut hat mit der Leuphana Universität Lüneburg das Verfahren zur Persönlichkeitsanalyse “Personality Profiler” auf Grundlage der Big Five weiterentwickelt, erweitert und praktikabler für die Anwender gestaltet. Das Insitut bietet sei 2018 die Zertifizierung Personality Profiler an und hat nach eigenen Angaben inzwischen ca. 500 Partner, die mit dem Tool in unterschiedlichen Kontexten arbeiten. Dazu gehören z.B. Coaching, Training, Personalauswahl, Onboarding, Führungskräfteentwicklung oder auch die Arbeit mit Paaren.
Die Dimensionen bidimensional weiterentwickelt
Die Grafik zeigt die Dimensionen der Persönlichkeit in ihrer Bidimensionalität. Dabei wurde vor allem wert darauf gelegt das Wording positiv zu konnotieren. In der Zertifzierung Personality Profiler werden die Pole der Dimensionen mit jeweils 6 Facetten intensiv analysiert bzw. beschrieben. Für einen Überblick beschreibe ich die einzelnen Dimensionen nur kurz.
Extraversion versus Introversion
Bin ich als Person eher nach außen orientiert, dann habe ich ein starkes Kontaktbedürfnis verbunden mit einem intensiven Aktivitätsniveau. Gerne gestalte ich soziale Situationen und wünsche mir eine positive Wahrnehmung durch meine Umgebung.
Als eher introvertierter Mensch strebe ich nach innerer Ruhe und Zufrieden. Ich sinniere über mein Leben, reflektiere meine Gefühle und schätze intensiven Austausch mit Einzelnen oder in kleinen Gruppen. Mich zeichnen Unabhängigkeit von der Bewertung anderer aus.
Gewissenhaftigkeit versus Flexibilität
Ich gehe als gewissenhafter Person eher diszipliniert, geplant und strukturiert vor. Entscheidungen trefe ich wohlüberlegt. Ich strebe nach Leistung und Kompetenz. Mein Umfeld richte ich geordnet aus.
Bin ich eher flexibel und treffe spontane gefühlsbetonte Entscheidungen. Improvisationstalent ist mein zweiter Vorname und mein Leben versuche ich eher entspannt ohne viel Ambitionen anzugehen. Gerne arbeite ich an vielen Projekten gleichzeitig.
Offenheit versus Beständigkeit
Kreativität und Phantasie bestimmen mein Handeln, wenn ich zum Pol der Offenheit tendiere. Gerne probiere ich Neues und jongliere mit großem Interesse unterschiedliche Themen im meinem Leben. Es gehört zu mir den Status quo zu hinterfragen.
Ist mein Charakter auf Beständigkeit ausgerichtet, orientiere ich mich gerne an Daten, Fakten und der Realität. Ich verfüge über ausgeprägte Werte, die verinnerlicht habe. Bewährtes behalte ich bei. Strukturen und Autoritäten geben mir Orientierung.
Kooperationorientierung versus Wettbewerbsorientierung
Ich verhalte mich eher zurückhaltend, wenn es um Selbstdarstellung geht. Suche den Kompromiss und bin hilfsbereit. Meine Kommunikation ist offen und vertrauensvoll. Ich sehe eher das Gute in den Menschen.
Bin ich mehr wettbewerbsorientiert, stelle ich mich gerne positiv dar. Konflikte trage ich offen aus und habe eine skeptische Grundeinstellung gegenüber Menschen. Ich bin geübt meine Kommunikation der Situation anzupassen. Gerne halte ich mich aus den Problemen anderer raus.
Sensibilität versus Emotionale Stabilität
Als sensibler Mensch verfüge ich über einen guten Zugang zu meinen Gefühlen. Durch meine Empfindsamkeit kann ich mich gegen äußere Einflüsse schwieriger abgrenzen. Dies macht mich auch anfälliger gegenüber Stress.
Ich fühle mich grundsätzlich eher entspannt und gelassen. Stress kann mir i.d.R. nicht viel anhaben. Sicherheit in sozialen Situationen zeichnet mich aus. Nach außen kann ich kontrolliert wirken und auf andere Menschen eher unsensibel erscheinen.
Zertifizierung Personality Profiler berücksichtigt auch die Motive und Kompetenzen
Motive oder was treibt mich an?
Das Ergebnis des Personality Profilers leitet aus dem Ergebnis der Big Five auch die Motive des Anwenders ab. Das LINC Institute orientiert sich dabei am Motiv-Modell von David McClelland. Zwischen dem Ergebnis aus den Big Five und den Motiven gibt es eine signifikante Wechselwirkung. In einem weiteren Magazinbeitrag werde ich näher auf die Motive mit ihren jeweiligen Ausprägungen eingehen.
Kompetenzen oder was liegt mir gut?
Das Profil des Personality Profilers leitet Kompetenzen aus den Charaktereigenschaften der Big Five ab. Insgesamt werden 26 Kompetenzen dargestellt. Dabei wird einmal die Perspektive der Selbsteinschätzung eingenommen und dann gezeigt, wie die Kompetenzen einer Person mit identischer Persönlichkeitsstruktur überwiegend stark oder schwach ausgeprägt sind.
Im Report werden folgende Motive gemessen: Einfluss, Unabhängigkeit, Sicherheit (Kontrollmotive), Beziehung, Werte und Sinn, Lebensstil (Beziehungs- und Lebensführungsmotive), Leistung, Wachstum und Kreativität (Leistungs- und Erfolgsmotive).
Zertifizierung Personality Profiler und jetzt?
Jetzt freue ich mich auf die Arbeit mit dem erweiterten Big Five Modell. Ich werde es unter anderem in der Auswahl und Beratung von Pflegefamilien einsetzen, in Paarkonstellationen, jedoch auch im Coaching, der Führungskräfteentwicklung und in der Personalauswahl. Eine Grundlage dafür bietet meine über 10 jährige Erfahrung in der Anwendung von profilingvalues. So habe ich intensive Erfahrungen in der Auswertung, Reflektion und der Maßnahmenentwicklung nach einem Profiling.
LINC Institute bietet einen professionellen Rahmen
Das LINC Institute als Entwicklungsschmiede des Tools bieten im Rahmen der Zertifizierung Personality Profiler verschiedene Unterstützungsformate an. Dazu gehören nicht nur Literatur und gut aufbereitete Materialien (wie z.B. Kartenspiele), sondern auch ein Netzwerk über XING und Übungsgruppen mit zertifizierte Partner und Begleitung durch LINC.
Wünschen Sie Ihren eigenen Personality Profiler, dann schreiben Sie mir über das Kontaktformular.
Literatur: Der Blogartikel orientiert sich an den Workshopunterlagen vom LINC Institute
profilingvalues stellt ein werteorientiertes Verfahren dar. Eine der Grundfragen im Profiling – “Wofür bin ich selbst?” – adressiert inwieweit eine Person den Sinn ihres Lebens erkennt bzw. fokussiert. Hierbei spiegelt sich im Profiling die Skala der “Zielorientierung” wider und damit die Selbstausrichtung. Sie korrespondiert mit der Skala “Erfolgsorientierung”, wo es um die Frage der Bewusstheit und des Einsatzes der eigenen Fähigkeiten geht. Wirkt beides zusammen, dann sprechen wir von einem Ausdruck des unmittelbaren Menschsein. Darin drückt sich ein klares Selbstkonzept aus, dass auch erkannt und entsprechend gelebt wird. Damit einher geht nach meiner Coachingerfahrung oft der Wunsch einen Beitrag zu leisten der bleibt. Es geht also über den Sinn und den Wunsch Spuren zu hinterlassen.
Wie entstand die Idee zu diesem Beitrag?
Erstens vor dem Hintergrund meiner Coachingerfahrungen mit profilingvalues, zweitens angeregt durch einen Artikel in “Zeit Wissen” und drittens durch einen Podcast der Sendung Lebenszeit (Deutschlandfunk) entstand die Idee über den Sinn und den Wunsch Spuren zu hinterlassen nachzusinnieren.
Haben wir nicht den Wunsch Spuren zu hinterlassen, sehnen wir uns nicht danach, dass etwas von uns bleibt? Wollen wir unsere geschenkten Gaben nicht so einsetzen, dass es ein “Wozu”, ein Wofür” und etwas “Bleibendes” von uns gibt? Einen Sinn eben. Und ist dies nicht vielleicht besonders für Menschen, die in Sozialen Berufen oder mit Menschen arbeiten, eine Motivation? Doch auch sonst scheint diese Frage viele, vielleicht alle Menschen in den verschiedenen Lebensphasen oder bei Übergängen im Leben unterschiedlich intensiv umzutreiben.
Schon früh in meiner Berufstätigkeit tauchte die Frage auf.
Ich kann mich noch gut an einige Supervisionssitzungen erinnern, in denen sich meine Kollegen und ich selbst bei der aufreibenden Arbeit gefragt haben, was denn in den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen von uns als Pädagogen tatsächlich bleibt, was sie wirklich in sich integriert mitnehmen. Erst manchmal Jahre später, wenn sich zufällig oder auch heutzutage über facebook ein Kontakt ergibt, werden diese Spuren deutlich. Dann können die Kinder und Jugendlichen von damals erstaunlich lebendige Geschichten darüber erzählen, was ihnen von uns als bedeutsam, als wichtiger Impuls für ihr Leben geblieben ist.
Und dann gibt es da noch eine zweite Denkrichtung. Kann es sinnvoll sein, darüber zu nachzudenken, wer im Laufe meines Lebens bei mir welche Spuren hinterlassen hat und welche Geschichten meine Eltern, meine Geschwister oder meine Freunde dazu zu erzählen haben? Welche Spuren von anderen leben in mir weiter fort?
Wir hinterlassen ständig Spuren
Ganz profan betrachtet
hinterlassen wir ständig Spuren an jedem Ort, den wir besuchen. Fingerabdrücke
(die auf Plastiktüten bis zu sieben Jahren nachweisbar sind), Hautschuppen,
Haare, Kaugummis unter Schulbänken, Schnitzereien in Parkbänken, oder ganz neu
in Mode gekommen: Schlösser an Brücken am besten mit den eigenen Initialen und
Liebeszeichen. Wer kann dazu nicht seine ganz eigenen “Spurenhinterlassen
– Geschichten” erzählen, so ganz analog und real erlebt. Denn von unsere
Spuren im Internet soll jetzt hier gar nicht die Rede sein, vor allem von jenen
digitalen Fingerabdrücken, von denen wir oft gar nicht wissen.
44303 Generationen
Und wusstet ihr: die
ältesten Spuren von Menschen gibt es in Tasmanian, 3,5 Millionen Jahre alte
Fußabdrücke unserer Vorfahren. Und von wem die genau sind, weiß heute wohl
keiner mehr. Und der oder die, der sie hinterlassen hat, weiß auch nichts von
der Bedeutung, die sie heute für uns haben. 3,5 Millionen Jahre, das sind bei
einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 79 Jahren rund 44303 Generationen.
Was für eine Vorstellung.
Spuren von denen wir nichts wissen
Ist es mit vielen Spuren, die wir hinterlassen nicht so, dass sie uns selbst gar nicht immer bewusst sind. Weißt du, wann ein zufälliger fremder “Mithörender” von dir einen Satz aufgeschnappt hat, der sein Leben komplett verändert hat? Weißt du, wann dir das letzte Mal ein Geldschein verloren gegangen ist, der für einen Unbekannten die nächste Mahlzeit bedeutete? Wir leben in anderen weiter, ob wissend oder unwissend, und oft können wir die Bedeutungsgebung des “Spurenaufnehmenden” kaum ermessen.
Und wann hat dir das
letzte Mal eine nahestehender Mensch von einem Traum erzählt, in dem du eine
wichtige Rolle gespielt hast. “Wir bewahren Menschen in uns auf und werden
in anderen Menschen aufbewahrt. Für die einen ist das schlicht eine
Hirnfunktion, für die anderen ein großer Trost” (Was von uns
übrigbleibt…2015).
Oder wie sagte es neulich ein guter Freund auf einer 50 – jährigen Geburtstagsfeier:
“Jeder einzelnen von Euch hat auf seine oder ihre ganz individuelle und besondere Art Spuren bei mir hinterlassen. Diese Spuren erinnern mich an jeden einzelnen von Euch und sie erinnern mich auch daran, dass es viel wert sein kann, sich auf Menschen zu beziehen und zu besinnen, die während des eigenen Lebens, nicht immer kontinuierlich, sondern vielleicht einfach für eine gewisse Zeit, eine besondere Bedeutung in meinem Leben hatten oder haben. Und ein fünfzigster Geburtstag kann dann schon mal der Anlass sein, sich darüber mehr Bewusstheit zu verschaffen. Das habe ich für mich getan. Und damit ihr auch wisst, welche Spuren ihr bei mir hinterlassen oder gelegt habt, habe ich Euch und mir das aufgeschrieben. Und dabei hatte ich natürlich eher die Aspekte im Blick, mit denen ich es nicht so leicht habe, die für mich wertvoller Hinweis sein können, um meine eigene Entwicklung zu fördern. Wer weiß, wozu das noch einmal wichtig werden kann? Für den Moment drückt es eben den Wert aus, den ihr für mich habt, und es drückt aus, woran es sich in bestimmten Lebenslagen zu erinnern lohnt”.
Vorschlag für ein Ritual
Beim Lesen dieser Zeilen kommt unvermittelt der Gedanke, ob es nicht sinnvoll und zielführend wäre, ein bewusstes Ritual unter Freunden oder auch in Gruppen von sich nahestehenden Menschen zu etablieren, das die Fragen
“‘Ich Perspektive’: Welche Spuren hast du in mir hinterlassen? ‘Du Perspektive’: Welche Spuren habe ich in dir hinterlassen”, in das Zentrum der Betrachtung stellt, eben ohne dabei gleich in einen Wetteifer zu geraten.
Was sagt die Wissenschaft dazu?
Die beiden Forscherinnen
Tatjana Schnell von der Universität Trier und Ursula Staudinger von der
International University Bremen wissen aus ihren zahlreichen Untersuchungen,
dass spätestens in der Lebensmitte die Frage nach Generativität verbunden mit
konkreten Fragen wie: “Was habe ich der ‘Welt’ weiterzugeben, wo kann ich
mein Leben in einen übergreifenden Zusammenhang einordnen?” ganz unvermittelt
und mit Macht auftauchen. Gelingt es Antworten darauf zu finden, bestehen gute
Chancen, das eigene Leben als sinnstiftender zu erleben. Aktuell lässt sich
dieser tiefe Wunsch in uns gut an dem enormen und engagierten Einsatz tausender
junger und älterer Menschen bei der Unterstützung geflüchteter Ausländer
ablesen.
“Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, immer derselbe Rhythmus – das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das Warum (oder das Wofür und Wozu, Anmerkung des Autors) da, und mit diesem Überdruss, in den sich Erstaunen mischt, fängt alles an.”
Albert Camus, “Der Mythos von Sisyphos”
Zwischenfazit…
Sinnstiftender?! Ist es dann vielleicht zu guter Letzt doch so, dass zwischen der Demut (siehe dazu folgenden Beitrag auf meiner Homepage “focus-fuehren.de” und dem Wunsch “Spuren zu hinterlassen” ein Zusammenhang besteht, dass sie gar zusammengehören, also keine Antipode darstellen? Wenn ich als Individuum doch weiß, dass ich Spuren hinterlasse, dann braucht es eine demütige Haltung, aus der dann echtes verantwortliches und auch soziales Handeln entsteht. Es braucht die ganz persönliche Bewusstheit, dass ich bei meinem Gegenüber, in der Umwelt und in der Gesellschaft durch mein Handeln Spuren hinterlasse und das dann eben ganz konkret mit einem demütigen Umgang, einer demütige Haltung.
Peter Barrenstein
(Direktor bei der Unternehmensberatung McKinsey und Vorstand des Arbeitskreises
Evangelischer Unternehmer) fragt es sich selbst so: “Habe ich meine
Fähigkeiten genutzt, um anderen zu helfen? War ich glücklich mit meiner
Familie? Habe ich Spuren hinterlassen?”
Arbeit und Leben lässt
sich dabei für ihn nicht trennen. Für ihn geht es vielmehr darum, wie der
eigene Lebensentwurf in Arbeit und Leben integriert ist. Und Barrenstein
weiter:
“Wer am Ende seines
Lebens zurückblicke, frage sich doch nicht wie viel mehr Stunden er seiner
Firma hätte widmen können.” Und weiter: “Alles, was wir gelebt haben,
ist schon gestorben. Wir müssen jede Minute leben.”
Und was uns am Ende dann doch alle erwartet…
Und “am Ende will ich, dass alles gut ist”, so lautet das Motto des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. Doch oft sieht die Realität anders aus.
Sterbende bedauern nach
Untersuchungen besonders: “Sich selbst nicht treu gewesen zu sein, sondern
gelebt zu haben, wie es von ihnen erwartet wird; verpasste Gelegenheiten;
falsche Entscheidungen.” Und was Sterbende ihren
Kindern hinterlassen wollen, ist ebenfalls untersucht, die top five sind
unverändert seit 5 Jahren: “Gesundheit, finanzielle Sicherheit, Frieden,
gute Bildungschancen, eine saubere Umwelt” (in Anlehnung an: Lebenzeit, Deutschlandfunk).
Und wenn du dich fragst,
wie oft du schon zu den Übriggebliebenen gezählt hast, dann war die Erinnerung
an das gemeinsam Gelebte das einzige Lebendige das bleibt. Und du kannst dich
selbst erzählen hören: das Rezept für die klassisch deutsche Roulade, mit
Kartoffeln und Rotkohl, hat mir meine Großmutter beigebracht und das essen
meine Kinder heute auch so gerne; oder die Feuerstelle hat mein Opa gebaut und
da machen wir heute am 1. Mai immer noch Feuer und läuten die Grillsaison ein
und am Ende pinkeln wir das Feuer aus, so wie es uns der Opa gezeigt hat. Und
dann ist es wieder da, das wärmende Gefühl, das mit deiner Großmutter und
deinem Opa so untrüglich verbunden und gespurt war.
Was von uns übrig bleibt, …wenn wir einen Ort verlassen, einen Menschen oder gar die Welt – niemals gehen wir so ganz. Eine Spurensuche, Sven Stillich, 13. Januar 2015, Zeit wissen online
Die Empathiefähigkeit im profilingvalues Report anhand eines konkreten Beispiels dargestellt…
Ins Coaching kommt eine weibliche Führungskraft (Frau Entwicklungsbereit – 2 Führungsebenen unter der Geschäftsführung) mit der Verantwortung für 35 Mitarbeitende eines mittelständischen Produktionsunternehmens. Sie ist seit jetzt 3 Monaten in dieser für sie neuen Führungsrolle. Mit Hilfe des Leadership Excellence Report möchte sie ihr Führungskonzept entwickeln und ihr Führungshandeln schärfen. Als Einstieg ins Coaching besprechen wir die Profilanalyse Person und die Profilanalyse Beruf, da es in den beiden Profilen erhebliche Unterschiede gibt. Der Fokus dieses Beitrages liegt auf der Empathiefähigkeit.
Was ist Empathie im Sinne von profilingvalues?
“Die Fähigkeit, das Menschliche in anderen zu sehen, sich vom eigenen Ich zu lösen und die Einzigartigkeit des anderen zu erkennen und zu bewerten. Fähigkeit und Aufmerksamkeit, die eigene Intuition zu nutzen und den Ansichten, Gefühlen und Beweggründen anderer gegenüber empfindsam zu sein. Es wird also die Frage beantwortet: Wer ist um mich herum? Und wie sehr achte ich momentan darauf?” Zitiert aus dem Manual zum Leadership Excellence Report von Uli Vogel, profilingvalues
Einfühlungsvermögen und Einfühlungsbereitschaft
Die Empathiefähigkeit drückt sich im grauen Balken das Einfühlsvermögen aus und in der Raute die Einfühlungsbereitschaft und auch die Bereitschaft sich selbst mit seinen Gefühlen mitzuteilen! Beides ist zentral, um den Ansichten, Gefühlen und Beweggründen anderer gegenüber empfindsam zu sein. Insofern spielt die Empathiefähigkeit im profilingvalues Report eine zentrale Rolle.
Die folgende Grafiken zeigen die Empathiefähigkeit als Gesamtpersönlichkeit (links) und die aktuelle Empathiefähigkeit im Arbeitskontext (rechts). Sie sehen, beide unterscheiden sich deutlich.
Woher kommen diese Unterschiede?
Frau Entwicklungsbereit ist sehr überrascht als ich ihr erkläre, dass ihre Empathiefähigkeiten im Vergleich zu ihrem Gesamtprofil deutlich reduziert sind. Die Fähigkeiten bilden sich mit 61 Prozent im grauen Balken ab. Die Raute seht bei Null und zeigt die Zurückhaltung in der Mitteilung der eigenen Gefühlt bei ihr.
Sie hat von ihren Mitarbeitenden explizit die Rückmeldung, dass sie über ein gutes Gespür für die Gefühle und Ansichten von ihnen verfügt. Dies veranlasst mich einen Blick in die Profilanalyse Beruf zu werfen. Dort zeigt sich woher die Überraschung von Frau Entwicklungsbereit kommt. Hier steht der grauen Balken auf 84 Prozent und die Raute ist bei genau 50 Prozent balanciert und deutet daraufhin, dass Frau Entwicklungsbereit sehr situationsorientiert mit dem Blick auf ihre eigenen Gefühle umgeht. Dies eher flexible Fähigkeit erweist sich für die Rolle als Führungskraft auf der mittleren Leitungsebene als zielführend.
Die Ausführungen in den Profilzusammenfassungen verdeutlichen den beschriebenen Zusammenhang eindrücklich:
Die Empathiefähigkeit in der Profilanalyse Person
Die Empathiefähigkeit in der Profilanalyse Beruf
Die Erklärung:
In der weiteren Analyse des Profils von Frau Entwicklungsbereit fasst sie mehr und mehr Vertrauen zu mir. Und durch die Erfahrung sich selbst im Profiling tatsächlich wiederzufinden, berichtet sie mir ca. 20 Minuten vor Ende unseres ersten gemeinsamen Termins von einer weitreichenden privaten Krise, die sie aktuell anscheinend noch nicht so weit überwunden hat, wie sie selbst dachte. Sie spüre deutlich, wie sehr sie sich selbst in ihrem privaten Umfeld zurücknehmen muss, um sich nicht immer wieder neuen Verletzungen auszusetzen.
Die Arbeit – ein Platz für Empathie…
Bei der Arbeit könne sie hingegen gut umschalten und sähe sich in ihrem Profil bestätigt. Dies erleichtere sie sehr. Dies sei für sie auch deshalb so zentral bedeutsam, da es ihrem Chef sehr wichtig wäre, mehr “Mitarbeiterorientierung” in ihrer Abteilung zu etablieren.
Wie wirken sich die Empathiefähigkeiten im profilingvalues Report im Leadership Excellence Report bei der Aufgabe “Menschen fördern” aus?
In der nächsten Sitzung nehmen wir den Leadership Excellence Report in den Fokus. Dort zeigt sich bezogen auf die Empathiewerte, dass Frau Entwicklungsbereit über 70 Prozent bei der Aufgabe “Menschen fördern” kommt. Hier zahlen besonders die Empathiefähigkeiten und die balancierte Raute in die 70 Prozent ein, d.h. werden rechnerisch entsprechend berücksichtigt. In der Summe aus beiden Profilen (Person und Beruf) sind die Empathiefähigkeiten von Frau Entwicklungsbereit exakt bei 72 Prozent und die Raute seht fast 25 Prozent.
Wünschen auch Sie ein Coaching mit profilingvalues, dann nehmen Sie bitte Kontakt zu mir auf. Hier ist der Link!
Über mich als Coach erfahren Sie mehr unter meiner Internetseite www.focus-fuehren.de.
Ins Coaching kommt ein Abteilungsleiter (Herr Willig) eines Gymnasiums und möchte seine Führungsfähigkeiten reflektieren. Grund dafür ist die Überlegung sich auf eine Direktorenstelle zu bewerben. Er wurde explizit von seinem ausscheidenden Vorgänger dazu ermutigt, ist sich jedoch unsicher, ob er für diese Herausforderung wirklich geeignet ist. Ich schlage ihm vor profilingvalues zur Analyse einzusetzen und speziell den Leadership Excellence Report im Coaching in den Fokus zu stellen.
Zielorientiertes Vorgehen garantiert…
Die fünf Aufgaben
profilingvalues und der Leadership Excellence Report garantieren dem Coachee ein zielorientiertes Vorgehen, da sich in der Profilanalyse sehr präzise die Wertorientierungen und die Führungsfähigkeiten abbilden. So auch in diesem Fall. Der Coachingprozess lässt sich dadurch deutlich effektiver und effizienter gestalten. Die zu fokussierenden Aspekte sind klar visualisiert und die im Report formulierten Hinweise konkretisieren die Visualisierung für den Coachee.
Die fünf Aufgaben im Report
Das Pentagon nimmt eine geringe Fläche ein. Die stärkste Ausprägung finden wir im Bereich Menschen fördern. Danach kommt das Delegieren. Die anderen 3 Aspekte liegen bei ca. 50%. Das Resumee von Herrn Willig nach der Erläuterung ist
“Spontan fällt mir ein, dass ich im Schulkontext eher indirekt führen muss und da scheinen meine Fähigkeiten ja nicht so ausgeprägt zu sein. Und tatsächlich habe ich auch mit dem Kontrollieren so meine Schwierigkeiten. Mir ist es sehr unangenehm und in der Rolle eines Schulleiters bin ich die letzte Instanz im Schulkontext. Aus Erfahrung im Schulleitungsteam weiß ich, wie viele Aspekte dann letztendlich beim Direktor landen.”
Die fünf Hilfsmittel im Report
Die fünf Hilfsmittel
Herr Willig sind im Kontext “Leadership Excellence Report im Coaching” und im Zusammenhang mit seiner möglichen Bewerbung auf eine Schulleiterstelle vor allem 2 Themen zentral. Sein Umgang mit Kritik und die Ergebnisorientierte Aufgabenbeschreibung. Seiner Ansicht nach sind Lehrer gegenüber den Schülern das Kontrollieren (siehe oben) und das Kritisieren geübt. Innerhalb des Kollegiums fällt es allen deutlich schwerer, auch dem Leitungsteam.
Seiner Erfahrung nach sind Lehrer eher “Einzelkämpfer”, die wenig Übung darin haben im Team zu arbeiten. Gegenseitiges Feedback scheint besonders negativ konnotiert zu sein. Wird dennoch Kritik geübt, ist schnell die Bewertungsebene im Fokus und damit fühlen sich die Kollegen als Person abgewertet. Kritik als Führungshilfsmittel ist in Schulkontexten genauso wenig etabliert wie die Ergebnisorientierte Aufgabenbeschreibung. Herrn Willig wird durch den Einsatz vom Leadership Excellence Report im Coaching deutlich, dass ihm eine Weiterbildung zum Thema “Führung” fehlt.
Er beschließt sich mit dem Ansatz von Boris Grundl, der auch als Grundlage für den Leadership Excellence Report dient, näher zu befassen. Er will überprüfen, ob er sich in diesem Bereich qualifiziert. Zudem empfehle ich ihm sich nocheinmal ausführlicher mit dem Anforderungsprofil an Schulleitungen auseinanderzusetzen. Folgendes Papier vom Hessischen Kultusministerium kann ihm als Anregung dienen.
Die fünf Prinzipien im Report
Sein Pentagon im Bereich der fünf Prinzipien sieht wie folgt aus:
Die fünf Prinzipien
Herr Willig stolpert über die Erklärungen zum Prinzip: Verantwortung übernehmen. Im Report ist die Beschreibung auf S. 6:
“Durch übernommene Verantwortung werden die wirklungsvollsten Antworten auf Probleme und deren Umstände gefunden. Ein grundlegendes Prinzip mit enormer Wirkung. Zur Verantwortung befähigen und deren Umsetzung einfordern, ist der Kern jeglicher Führungsarbeit. Die Führungskraft ist dafür verantwortlich, sich und die zugeordneten Mitarbeiter zu den Besten zu machen, die sie sein können – zur Erfüllung des Unternehmenszwecks im Rahmen der Möglichkeiten, die das Unternehmen bietet. Aktiv Verantwortung zu übernehmen heißt, von sich aus Themen zu suchen, welche die Firma voranbringen.”
Hier zuckt Herr Willig innerlich und formuliert, dass schon die Entscheidung Abteilungsleitung zu werden, sehr weitreichend für ihn war. Schon vor 5 Jahren hat er sich mit seiner Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen auseinandergesetzt. Und die Stelle des Direktors würde noch wesentlich mehr Verantwortung bedeuten. Die Freistellung vom Unterricht ist für ihn verlockend, doch die Zunahme an Verantwortung kann dies nicht aufwiegen.
Herr Willig versteht durch den Leadership Excellence Report im Coaching klarer, was es heißt eine Führungsrolle einzunehmen. Er traut sich zu durch entsprechende Weiterbildung und begleitendes Coaching seine Führungsfähigkeiten weiter auszubauen. In den Ergebnissen seines Profils sieht er eine Grundlage dafür. Er entschließt sich aktuell nicht zu bewerben.
Wünschen Sie einen Leaderhip Excellence Report im Coaching, dann nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Ich freue mich auf Ihre Anfrage.